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Serviceeinheit bei der Justiz.NRW

In seinem Geburtsland Afghanistan war Ahmed Wali Dolmetscher für die NATO. Auch in seiner Wahlheimat Deutschland arbeitet er neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Übersetzer. Doch er ist nicht nur Justiz-Mitarbeiter, sondern vor allem eines: ein Vorbild.

Mein Weg zur Justiz.NRW war ein sehr weiter – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Ich komme aus Afghanistan und bin in einer Flüchtlingsfamilie in Pakistan aufgewachsen. Als junger Mann begann ich während meiner Ausbildung zum Buchhalter, die NATO-Einheiten und andere Hilfsorganisationen als Dolmetscher zu unterstützen. In dieser Zeit lernte ich meine jetzige Frau kennen. Irgendwann musste ich mich dann entscheiden: Sollte ich bei Familie und Freunden in Afghanistan bleiben oder mit meiner Frau nach Deutschland gehen? Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, aber es war die richtige. 

„Es war ein weiter Weg.“

Doch mit der Entscheidung allein war es nicht getan. Ich musste zuerst die deutsche Sprache lernen und eine Sprachprüfung ablegen, ehe ich dann einen Antrag auf Familienzusammenführung stellen konnte. Dazu habe ich ein Jahr lang Sprachkurse am Goethe Institut absolviert. Acht Monate später war es dann endlich so weit: Ich habe am Flughafen zum ersten Mal meinen Fuß auf deutschen Boden gesetzt. Dort angekommen habe ich alles getan, um meine Sprachkenntnisse zu erweitern: Ich habe mir Bücher und CDs gekauft, Kurse absolviert und mir einen Job mit viel Kontakt zu Menschen gesucht. Sieben Jahre lang habe ich in einer Drogerie gearbeitet – bis ich schließlich bei der Justiz anfing. 

Ahmed Wali ist Dolmetscher bei der Justiz.NRW

„Wir haben 400 Verfahren in zwei Jahren abgeschlossen.“

Meinen ersten Kontakt mit diversen Ämtern hatte ich zu Beginn der Asylwelle 2015. Ich habe nach Feierabend und an den Wochenenden unentgeltlich in Notunterkünften und anderen Anlaufstellen als Dolmetscher gearbeitet und bekam vom Bundesamt für Migration das Angebot, als Sprachmittler zu arbeiten. Rund ein Jahr später wurde ich Teil des Verwaltungsgerichts Minden. Und weil der Vorsitzende Richter einer Asylkammer auf meine Erfahrungen als Übersetzer aufmerksam wurde, arbeite ich zusätzlich zu meinen Aufgaben in der Serviceeinheit als Dolmetscher am Gericht. Das Verwaltungsgericht Minden und das Oberverwaltungsgericht Münster haben mir diese freiberufliche Tätigkeit ermöglicht. In zwei Jahren konnten wir so fast 400 Verfahren über die Bühne bringen. 

„Mit Ehrgeiz ist alles möglich.“

Ich wurde vom ersten Tag an sehr herzlich willkommen geheißen und geschätzt. Doch die Wertschätzung der Kollegen ist nicht das Einzige, das mich mit Stolz erfüllt. Ich kann in meiner Position ein Vorbild für andere Menschen mit Migrationshintergrund sein. Viele Ausländerinnen und Ausländer haben Angst, nicht gut genug für solche Karrieren zu sein, und begnügen sich mit Aushilfsjobs. Ich möchte als gutes Beispiel vorangehen und zeigen, dass mit genug Ehrgeiz alles möglich ist – auch eine prestigeträchtige Anstellung bei der Justiz. 

 

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